Könnte ich im Eltern-Burnout stecken? Und wenn ja – was dann?

Nicht nur Manager und viel arbeitende Menschen im Jobstress können ein Burnout erleiden. Auch Familienstress und alltägliche Belastungen im Zusammenhang mit Kindern können dazu führen, dass man sich ausgebrannt, erschöpft und hilflos fühlt. Wenn Sie einige der folgenden Fragen mit Ja beantworten können….

  • Erscheint Ihnen manchmal der Gedanke an einen Ferien-, Feier-, oder Wochenendtag mit Ihren Kindern als riesige Hürde und schwere Aufgabe?
  • Erleben Sie den Alltag mit Ihren Kindern immer öfter so, dass Sie einfach nur durchhalten und mechanisch Ihre Elternpflichten abarbeiten?
  • Wollen Sie nur den Tag hinter sich bringen und warten darauf, dass alle endlich im Bett sind?
  • Sind Sie gereizt und genervt, hören Ihren Kindern kaum noch zu und sorgen nur für das Nötigste?
  • Reagieren Sie oft wütend und aufgebracht auf Ihre Kinder oder auf Ihren Partner?
  • Haben Sie Schuldgefühle, weil Sie denken, dass Sie keine gute Mutter/kein guter Vater sind?
  • Sind Sie insgesamt müde und erschöpft und empfinden keine Freude mehr beim Zusammensein mit Ihren Kindern und in Ihrer Elternrolle?
  • Haben Sie das Gefühl, sich innerlich immer mehr von Ihren Kindern zu entfernen?
  • Nach einem Urlaub fühlen Sie sich nicht erholt?
  • Sind Sie häufiger krank als früher? Haben Sie hohen Blutdruck oder konsumieren Sie viel Koffein, Alkohol oder nehmen oft Schmerzmittel?
  • Wollen Sie oft einfach nur noch weg?

…dann ist tatsächlich die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Sie an Eltern-Burnout Symptomen leiden und deshalb handeln und etwas verändern sollten.

Welche Ursachen können zu einem Eltern-Burnout führen?

Besondere Umstände

Besonders gefährdet, ein Eltern-Burnout zu entwickeln, sind Eltern chronisch kranker oder behinderter Kinder. Solche Familien sind deshalb schon in den 80er/90er Jahren in den Blick der Forscher genommen worden. Die notwendige Intensivbetreuung und Pflege der Kinder und die daraus entstehende Dauerbelastung führt oft zu Burnout-Symptomen bei den betroffenen Eltern. Insbesondere dann wenn Eltern chronisch kranker oder behinderter Kinder keine Möglichkeit für regelmäßige Erholungsphasen haben.

Aber auch finanziell schwierige Situationen, ungünstige Wohnverhältnisse und alle anderen belastenden Faktoren wie die zusätzliche Pflege Angehöriger können die Entstehung eines Eltern-Burnouts fördern. Aus meiner Arbeit in der Jugendhilfe weiß ich, wie viele Pflegeeltern zB im Laufe der Jahre in eine Burnout-Situation geraten, weil sie oft mit massiven Auffälligkeiten und Problemen der Pflegekinder konfrontiert sind.

Mehrfachbelastung

In den letzten Jahren wird aber zunehmend deutlich, dass auch in Durchschnittsfamilien ohne spezielle Zusatzbelastungen Eltern in die Burnout-Falle geraten können. Seit 2011 untersuchen und begleiten belgische Forscher deswegen mehrere tausend Eltern und stellten fest, dass in allen Arten von Familien die typischen Symptome eines Burnouts auftreten können. In Frankreich z.B. zeigte sich, dass rd. 13 Prozent aller Eltern unter ihrer Aufgabe und ihrem Elterndasein leiden. Dabei spielte das Alter der Kinder keine Rolle.

Die Stressstudie der Techniker Krankenkasse zeigte 2016, dass die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf den größten Stress auslöst. Der permanente Spagat zwischen den Anforderungen des Jobs und denen der Familie kann auf Dauer zur Überbelastung werden.

Perfektionismus

Je höher dabei die Ansprüche daran sind, die jeweiligen Anforderungen der verschiedenen Lebensbereiche und Rollen möglichst perfekt auszufüllen, desto größer die Gefahr eines Burnouts. Morgens perfekt gekleidet, topfit und leistungsstark, konzentriert, kreativ, dienstleistungsorientiert und kollegial im Team oder stark in der Führungsrolle….nachmittags und abends Fahrdienst zum Sport, zum Klavierunterricht oder zu Freunden, engagiert beim Elternabend, geduldige Unterstützung bei Hausaufgaben und beim Vokabeln üben, interessiertes Zuhören, ruhig beim Streitschlichten, spannende Kindergeburtstage….Dazu ein perfekt gestylter und gepflegter Haushalt, gesunde Ernährung für die Kinder, regelmäßige Arztbesuche und ein gut getrimmter Rasen….Theoretisch wird schon beim Lesen klar, dass all das in Kombination völlig unmöglich ist – dennoch ist es das, was viele Eltern versuchen zu leisten und was durch Medien oft vermittelt wird.

Erziehung

Eltern, die unsicher darüber sind, wie viele und welche Grenzen ihre Kinder brauchen, die versuchen, ein partnerschaftliches Verhältnis zu ihren Kindern zu haben und stets alle Bedürfnisse der Kinder zu erfüllen, geraten auch oft in ein Burnout. In der Folge erleben sie sich meist als den Kindern und deren Verhalten ausgeliefert und versuchen hilflos, den Tag mit den Kindern irgendwie zu überleben. Denn sie wissen ja nie, was kommt – die Rolle des Entscheiders und des Steuermannes haben dann zum großen Teil die Kinder übernommen. Und da alle Kinder nach einem starken Partner suchen und nach Sicherheit und Halt, versuchen sie immer weiter, endlich an eine Grenze durch ein starkes Elternteil zu stoßen und loten weiter und weiter ihre Grenzen aus. Es gibt nicht wenige Kinder, die in solchen Situationen beginnen, ihre Eltern sogar zu schlagen, um endlich eine adäquate Reaktion zu erhalten. In solche Settings sind oft Eltern und Kinder gleichermaßen tief erschöpft vom Zusammenleben.

Was kann ich tun?

Wenige Symptome?

Solange Sie nur wenige oder leichte Symptome haben, können Sie sich selbst helfen:

  • Finden Sie in Gesprächen mit Ihrem Partner, Ihren Freunden und Ihrem sonstigen sozialen Umfeld heraus, was diese als mögliche Ursachenfaktoren wahrnehmen. Oft können Aussenstehende dies viel besser erkennen und auch benennen. Betrachten Sie die Wahrnehmung Ihres Umfeldes dann nicht als Kritik, sondern als Baustein zur Lösung.
  • Klären Sie für sich, an welchen Stellen Sie die Möglichkeit zur Veränderung sehen. Finden Sie heraus, an welchen Stellen Sie Ihre Alltagsorganisation verändern können und an welchen Stellen Sie an Ihrer Einstellung arbeiten sollten. Muss wirklich all das sein, was im Moment zu Ihrer Lebensgestaltung mit Ihren Kindern gehört? Was ist wirklich wichtig?
  • Nehmen Sie sich Auszeiten, in denen Sie Dinge tun, die nur für Sie sind und die Ihnen ein Gefühl von Lebensfreude geben. Niemandem in Ihrer Familie und auch nicht im Job ist damit gedient, wenn Sie sich verausgaben und irgendwann gar nichts mehr geht, weil sie krank werden. Seien Sie sich genauso wichtig, wie Ihre Kinder, Ihr Job etc. es Ihnen sind.
  • Üben Sie, es auszuhalten, dass etwas nicht perfekt ist. Probieren Sie es aus: Merkt außer Ihnen überhaupt jemand den Unterschied? Geben Sie sich die Chance, festzustellen, dass die allermeisten Dinge mit viel weniger Aufwand auch immer noch total ok sind. Fangen Sie an einem der Punkte an und machen Sie Abstriche. Warten Sie ab und gehen Sie durch die Gefühle der ersten Unsicherheit bewusst durch. Nur so können Sie feststellen, an welchen Punkten Sie Dinge anders handhaben und sich damit langfristig dann auch wohlfühlen können.

Viele Symptome?

Wenn Sie stärkere und deutliche Burnout-Symptome haben und/oder sich im Bereich Erziehung nicht sicher sind, ob alles gut läuft, dann sollten Sie sich therapeutische Hilfe und Beratung holen. Dann sind die Zusammenhänge wahrscheinlich komplexer und die Probleme tiefgreifender und nicht mehr gut oder garnicht selbst zu lösen. Warten Sie nicht so lange, bis garnichts mehr geht! Alle o.g. Ursachenfaktoren sind therapeutisch gut zu bearbeiten und es gibt einen Weg aus dem Burnout-Abwärts!

Sollten Sie Interesse an einer therapeutischen Begleitung in meiner Praxis zu diesem Thema haben, dann können Sie mich per whatsapp unter 0157-30969969 und per email oder Telefon HIER kontaktieren.

Trauen Sie sich und fangen Sie an, Ihr Burnout-Gefühl zu thematisieren. Sie sind nicht alleine mit solchen Schwierigkeiten – und sie lassen sich lösen!