Was Hunde in der Psychotherapie für Sie tun können

Hunde in der therapeutischen Praxis – das klingt ja irgendwie nett.

Aber: sind die Hunde einfach nur anwesend und können gestreichelt werden?

Was machen sie während der Termine?

Wie funktioniert das überhaupt mit den Hunden?

Was nützt ein Hund in der Therapie dem Patienten?

Diese Fragen stellen sich viele Patienten, bevor sie das erste Mal herkommen und bevor wir mit der therapeutischen Arbeit beginnen. Und dann sind die meisten Menschen total erstaunt darüber, was die Hunde für sie tun können und welchen wichtigen Anteil sie am Therapieerfolg haben.

Also: was genau sind Ihre Vorteile, wenn Hunde in der Psychotherapie mitarbeiten?

Vorteil 1: Sie sind entspannter und mutiger

Die Hunde nehmen von sich aus Kontakt zu Ihnen auf und suchen Ihre Nähe. Jeder Hund tut dies auf seine ganz eigene Art und Weise, je nach Persönlichkeit und Temperament des Hundes. Und natürlich auch je nach Ihrer Persönlichkeit und Ihren Bedürfnissen.

Über diesen Körperkontakt kommt es zur Ausschüttung des „Kuschelhormons“ und Neurotransmitters Oxytocin und von Endorphinen, also Glückshormonen. Diese entfalten vielfältige Wirkungen in ihrem Körper: Der Blutdruck reguliert sich, der Cortisolspiegel sinkt. Oxytocin wirkt außerdem angstlösend, beruhigend und sogar schmerzlindernd.

Die Folgen von Stress – der oft chronisch besteht, aber innerhalb der Therapiesitzungen natürlich auch kurzfristig durch die bearbeiteten Themen entstehen kann – werden ganz erheblich reduziert. Sie fühlen sich insgesamt körperlich und seelisch wohler und die Hunde vermitteln auf diese Weise ein Gefühl von mehr Stabilität und Sicherheit.

Studien haben gezeigt, dass Oxytocin darüber hinaus über seine Wirkung im Gehirn das Vertrauen in andere Menschen und auch in das eigene Handeln stärkt.

Für die therapeutische Arbeit bedeutet das, dass Sie die Sitzungen mit Hunden an Ihrer Seite also entspannter und selbstbewusster erleben und mit viel mehr Mut die Dinge angehen können, die in der Therapie anstehen.

Vorteil 2: Sie fühlen sich nie alleine

Das klassische gesprächs-psychotherapeutische Setting, in dem sich Patient und Therapeut in einem Raum gegenübersitzen, empfinden aus meiner persönlichen Erfahrung viele Menschen als eher unangenehm. Sie sitzen in ihrem Sessel in einem fremden Raum, der Therapeut einige Meter von Ihnen entfernt und empfinden sich dadurch manchmal als schutzlos und im schlimmsten Falle wirklich unwohl.

Sicher kennen Sie das Bedürfnis, sich in solchen schwierigen, belastenden oder anstrengenden Gesprächen körperlich irgendwie schützen zu wollen? Viele Menschen greifen dann zum Beispiel zu einem Kissen, das sie sich vor den Körper klemmen.

In einer Therapie mit Hunden an Ihrer Seite, wird dieses Gefühl gar nicht erst aufkommen. Die Hunde verfügen über eine großartige Fähigkeit: Sie wissen, was Sie fühlen und wie es Ihnen geht. Und sehr oft wissen Sie dies sogar noch bevor die entsprechenden Gefühle in Ihr eigenes Bewusstsein gelangen. Denn Hunde sind perfekte Körpersprachenleser.

Seit mehr als 12.000 Jahren begleiten Hunde uns und haben mit dem Menschen eine gemeinsame Verständigungsebene entwickelt. Sie sind perfekt darin, nonverbal mit uns zu kommunizieren und uns nonverbal zu verstehen.

Sobald Sie also innerhalb Ihrer Therapietermine das Gefühl haben, jemanden an Ihrer Seite haben zu wollen, wird ein Hund dies wahrnehmen und bei Ihnen sein, sie liebevoll und sanft trösten, schützen, eng begleiten.

Vorteil 3: Ihre Therapie wird intensiver

Genau diese Kompetenz im Lesen und gegenseitigem Verstehen unserer Körpersprachen führt in der tiergestützten Therapie zum größten Vorteil für Sie. Hunde nehmen durchgehend und jederzeit alles wahr, was in Ihnen in der therapeutischen Sitzung bewusst oder unbewusst vorgeht.

So wird der Hund innerhalb der Sitzung zum Spiegel Ihres inneren Erlebens und macht für den Therapeuten sichtbar, was sonst vielleicht für immer verborgen bliebe und nie bearbeitet werden könnte.

Durch das Verhalten und die Reaktionen der Hunde auf Sie und durch Ihre Interaktionen mit dem Hund kann der Therapeut Themen und Emotionen erkennen, verstehen, aufmerksam werden und anschließend in die Arbeit mit einbeziehen.

Die Hunde intensivieren somit den Therapieprozess, sie boosten, vertiefen und erweitern den inhaltlichen Raum. Sie zeigen quasi liebevoll mit dem Finger auf Dinge, die sonst unsichtbar blieben. Damit sie so arbeiten können, ist es wichtig, dass die Hunde nicht zu irgendetwas „dressiert“ werden, sondern authentisch sie selbst sein und selbstverantwortlich handeln dürfen.

In solch einem tiergestützten Kontext mit Hunden haben sie dann also hochkompetente Partner an Ihrer Seite, die Ihnen helfen, sich selbst zu verstehen und völlig neue Erkenntnis – und Erfahrungsräume eröffnen. Therapiehunde ermöglichen auf diese Weise tiefgreifende Therapieerfolge.

Vorteil 4: Hunde sind „Türöffner“

Die oben beschriebene „klinische“ Atmosphäre in den allermeisten Therapieräumen und Praxen kann mit Therapiehunden im Einsatz gar nicht erst entstehen. Von der ersten Sekunde an ist es lebendig, warm, weich und herzlich zugewandt. Es entsteht einfach insgesamt eine Atmosphäre aus dem „normalen“ Leben und ein im weitesten Sinne auch gemütlicher, warmer Kontext.

Als Patient finden Sie sich vielleicht auf dem Boden wieder beim Kuscheln mit dem Hund oder sie haben einen Hund auf Ihrem Schoß . Manchmal teilen Sie sich vielleicht auch mit ihm einen Sitzplatz. Lustige und lockere Szenen können entstehen und es ist mehr im Raum als nur zwei Menschen, zwei Sessel und ein schwieriges Thema.

In einer solchen Atmosphäre fühlt sich jeder angenommen und schnell auch angekommen. Und dies ist eine gute Grundlage dafür, sich zu öffnen und von sich zu erzählen.

Kinder und Jugendliche profitieren sehr stark von Hunden in der Therapie. Hier können die Hunde oft als Türöffner tätig werden und Ängste und Vorbehalte abbauen. Häufig sind es ja nicht die Kinder selbst, die Hilfe suchen. Sie fühlen sich von ihren Eltern in eine Therapie geschickt oder dazu verpflichtet. Sie wissen nicht, was auf sie zukommt, sind stark verunsichert und fühlen sich im schlimmsten Fall unter Druck gesetzt.

Abgesehen von der angenehmen Atmosphäre und der Unterstützung durch die Hunde profitieren Kinder auch noch stark von einem weiteren Effekt: Sie können den Erwachsenen, der ihnen als Therapeut begegnet, besser einschätzen, wenn sie seinen Umgang mit dem Hund beobachten können. Dies kann sehr unmittelbar und sehr viel schneller als auf anderen Wegen dazu führen, dass Kinder Vertrauen entwickeln und in die Arbeit einsteigen können.

Fazit:

Wer Tiere mag, kann von einer hundegestützten Psychotherapie insgesamt also stark profitieren. Es wartet Unterstützung, Wärme, Nähe, eine erhöhte Intensität in der therapeutischen Arbeit und eine angenehme, lockere Atmosphäre in der Therapie auf Sie! Ganz besonders gilt dies für Kinder und Jugendliche!