Tagebuch einer Therapie – Trauma nach Reitunfall Teil 2

Meine Hausaufgaben und wie es mir damit erging

Bis zu unserem nächsten Treffen hatte ich nun 10 Tage Zeit, um mit Sophie am Stall unsere „Hausaufgaben“ zu erledigen. Ich habe mich also bemüht möglichst häufig nach der Arbeit noch zum Stall zu fahren und war wirklich motiviert. Dazu muss ich sagen, dass ich mich nicht in jeder Situation wohl gefühlt habe und teilweise ein wenig Angst hatte. Es war jedoch kein Vergleich mit der Angst, die ich verspürt habe, bevor ich mit Carolyn gearbeitet habe.
Sophie beim Führen nah an mich heran zu lassen hat, gegen meine Erwartungen, wirklich gut funktioniert. Wir haben uns also Tag für Tag vorangetastet, bis wir auch auf dem Reitplatz durch die „Gespensterecken“ gegangen sind. Je öfter ich also mit Sophie zum Reitplatz gegangen bin, desto sicherer wurde ich. Während dieser Übungsphase habe ich auch immer wieder mit Caroyln geschrieben und ihr davon berichtet, was ich alles mit Sophie gemacht habe.

Dritte Therapiesitzung: Hypnose

Nun stand also das nächste Treffen mit Carolyn am Stall an.
In dieser Sitzung hat sie eine weitere Methode bei mir angewandt: Hypnose.
Ich war der Methode gegenüber von Anfang an sehr aufgeschlossen und vor dem Termin wirklich neugierig auf das, was passieren würde.Wie würde es sich wohl anfühlen? Wie würde es ablaufen?

Nun war es so weit. Carolyn und ich zogen uns in einen ruhigen Raum zurück.
Während der Hypnose habe ich mich bei ihr die ganze Zeit über sehr wohl gefühlt und war danach sehr entspannt. Es ist schwierig die Gefühle und Gedanken genau zu beschreiben. Man muss es selber einmal erlebt haben. Hierfür kann ich Carolyn von Sensus wirklich wärmstens empfehlen!

…und Arbeit mit Sophie

Nach dieser Einheit stand die nächste Trainingseinheit mit Sophie an.
Wir machten sie also fertig und führten sie Richtung Reitplatz. Vorübergehend lagern auf diesem derzeit, auf einer Plane gestapelt, mehrere Strohballen. Schon diese Situation verunsicherte mich so sehr, dass ich Carolyn den Strick in die Hand gab.
Wie bereits im Vorhinein von mir vermutet stockte Sophie wenige Meter vor der Plane mit dem Stroh. Carolyn tastete sich mit Sophie immer näher und näher an das „Hindernis“ heran und gab ihr die nötige Sicherheit. Dazu wäre ich in der Situation nicht in der Lage gewesen.
Sophie folgte Carolyn souverän und fraß auch schließlich an einem Strohballen.

…und EMDR auf dem Reitplatz

Wenn Sophie eine Situation jedoch zu viel wird kippt die Stimmung von einer auf die nächste Sekunde. So geschah es auch. Plötzlich erschrak sie sich und wollte losrennen. Carolyn blieb ganz entspannt und sprach mit ihr. So beruhigte sie sich wieder. Diese Situation hat bei mir wieder extreme Ängste ausgelöst, sodass Carolyn an Ort und Stelle die EMDR Methode bei mir angewandt hat. Sie ging danach wieder mit Sophie am Strick Richtung Strohballen. Dieses Mal wurde Sophie nach wenigen Sekunden ruhigen Stehens unruhig und wollte sich der Situation entziehen. Weil Carolyn jedoch stehen blieb und Sophie somit nicht weg kam stieg sie.
Alleine der reine Anblick überforderte mich sehr. Ich hatte Angst um Carolyn und davor das ihr etwas passieren könnte. Carolyn blieb jedoch sehr ruhig, sprach mit Sophie und beruhigte sie wieder. Zunächst entfernte sie sich dann mit ihr aus der Situation um sie dann final noch einmal zu den Strohballen zu führen. Danach beendeten wir die Trainingseinheit.

Fazit dritter Therapietermin:

Ich bin froh, dass Carolyn nun gesehen hat, wie Sophie im schlimmsten Fall reagieren kann. So kann sie Sophie besser einschätzen und unsere nächsten Trainingseinheiten entsprechend planen. Ich freue mich darauf!

 

Vierter Therapietermin: Ängste abbauen und EMDR

Leider muss ich gestehen, dass ich aufgrund meines Jobwechsels in der darauffolgenden Woche nur einmal am Stall war. In dieser Trainingseinheit bin ich nach mehreren Wochen Bodenarbeit noch einmal geritten. Gegen meine Befürchtungen war Sophie super brav. Es fühlte sich wirklich schön an.

Nun fieberte ich also dem nächsten Treffen mit Carolyn entgegen.
Bei diesem haben wir uns auf Sophie konzentriert. Carolyn, Sophie und ich sind zunächst in die Halle gegangen. Beim Führen am Strick stellte Carolyn fest, dass Sophie nicht auf den Menschen achtet. Sie lässt sich leider von äußeren Eindrücken leicht ablenken und ist dann nicht mehr bei der Sache. Carolyn blieb beispielsweise stehen- Sophie nicht, Carolyn ging weiter- Sophie blieb stehen. Entsprechend wies Carolyn sie in ihre Schranken. Um Sophies aufmüpfige Art zum Vorschein zu bringen wurde Carolyn energisch. In der Tat überlegte Sophie kurz ob sie steigen soll. Sie entschied sich jedoch um Carolyn herum im Kreis zu traben. Hierbei achtete Carolyn immer darauf, dass Sophie beim „Longieren“ den Kopf „ rein nahm“, damit der Hintern „raus geht“.
Das Ziel ist es, dass Sophie bei Überforderung oder Trotzreaktionen nicht mehr steigt. Beim reinen Anblick ist mir das Herz schon in die Hose gerutscht. Carolyn war aber die ganze Zeit kompetent und es wirkte zu keiner Zeit als sei es außer Kontrolle.
Auch ich sollte Sophie nun führen, stehen bleiben, rückwärts gehen- Dank Carolyns Vorarbeit war Sophie bei mir wirklich brav. Mir war schon ein wenig mulmig zu Mute, weil der 1,5m lange Strick Sophie nicht wirklich weit von einem weg hält. Durch Carolyns reine Anwesenheit und die Tipps die sie mir gab, gab sie mir jedoch Sicherheit.

….Körpersprache kontrollieren und verfeinern lernen

Nun sollte ich Sophie nicht provozieren, sondern lediglich durch meine reine Körpersprache an dem Strick um mich herum laufen lassen. Erst im Schritt, danach im Trab. Hierbei wurde mir leider wieder bewusst, wie unsicher ich im Umgang mit Sophie bin. Diese Nähe zu Sophie im Trab zuzulassen brachte meine Angst davor umgerannt zu werden leider wieder hervor. Carolyn schaffte es Sophie aufgrund Ihrer reinen Körperspannung anzutraben. Ich benötigte dazu jedoch einen Stick. Auch ist mir aufgefallen, dass ich beim Longieren immer wieder vor Sophie nach hinten ausweiche und ihr Platz mache. Mir ist bewusst, dass ich das nicht machen soll- um dies jedoch umzusetzen benötige ich wirklich viel Mut. Die Situation brachte mein Ängste wieder hervor und Carolyn behandelte mich wieder mit Hilfe der EMDR Methode.

außerdem Notfallkompetenz entwickeln

Das Ziel dieser Übung ist es, dass ich Sophie in brenzligen Situationen um mich herum auf engem Radius traben und sich abregen lassen kann. Dies soll ich in harmlosen Situationen üben, damit ich dann in brenzligen Situationen die Nerven behalte und Sophie entspannt um mich herum tänzeln lassen kann.

Im nächsten Schritt sind wir mit Sophie dann wieder zum Reitplatz gegangen. Noch immer ist hier ein provisorisches Strohlager errichtet. Dieses nimmt inzwischen ca. ¾ der rechten Seite des Platzes in Anspruch. Zum üben mit Sophie ist das optimal.
Zunächst hat Carolyn mit Sophie auf dem Platz an dem 1,5 m langen Strick gearbeitet. Sie ist mit Sophie zum Stroh gegangen und hat sie schnuppern gelassen. Sophie war ganz entspannt. Sie ging auch mit Sophie in die „Gespensterecke“ und ließ sie dort kurz stehen. Sophie war entspannt.

….und neue Erfahrungen zulassen

Meine Aufgabe war es nun Sophie im vorderen, für mich „sicheren Bereich“, an einer normalen Longe zu longieren. Erst im Schritt, dann im Trab. Sophie sollte dann an verschiedenen Stellen stehen bleiben und einfach nur ruhig stehen. Gerade das fällt ihr extrem schwer und sie reagiert bei entsprechender Überforderung dann meist heftig. Sie blieb jedoch ziemlich brav stehen. Aufgrund der Entfernung zu Sophie mit der normalen Longe war ich für meine Verhältnisse noch relativ cool. Je länger ich sie jedoch stehen lassen sollte, desto unruhiger wurde ich. In meinem Kopf arbeitete es: Was würde sie als nächstes machen? Losschießen und mich über den Haufen rennen? Doch nichts von alledem geschah. Sophie blieb brav.
Carolyn behandelte meine entstandenen Ängste erneut mit der EMDR Methode. Ich wurde entsprechend ruhiger.

zum Schluss: mutiger werden

Meine nächste Aufgabe forderte jedoch meinen ganzen Mut.
Ich sollte Sophie am 1,5m Strick langsam nach oben Richtung „Gespensterecke“ longieren. Immer ein Stück weiter Richtung Ecke. Je näher wir dieser kamen, desto unruhiger und unentspannter wurde ich. Den Stick hielt ich in meiner rechten Hand, um Sophie im schlimmsten Fall von mir fern zu halten. Ich merkte wie angespannt der rechte Arm war, je näher wir der Ecke kamen.
Wir haben es dann tatsächlich ohne jegliche Erschrecker in die Ecke geschafft. Zur Krönung sollte Sophie dann noch in der Ecke ruhig stehen bleiben. In dieser Situation war meine Angst wirklich am Größten. Sophie war jedoch sehr vorbildlich und blieb wirklich brav. Mein Kopf war jedoch die ganze Zeit am arbeiten.
Carolyn sprach mir gut zu und sagte wie toll ich das machen würde. Durch meine Anspannung nahm ich jedoch nicht wahr was wir eigentlich geschafft hatten.
Wir lösten die Situation auf und brachten Sophie wieder auf die Weide.

Nun wollte Carolyn sehen, wie ich wohl mit einem anderen Pferd in meiner „Gespensterecke“ umgehen würde. So nahm ich ein Pferd von unserer Weide und führte es in die Gespensterecke und wieder zurück. Hiermit zeigte ich Carolyn, dass meine Angst tatsächlich nur mit Sophie verknüpft ist.

Fazit vierter Therapietermin

Als Hausaugabe soll ich nun in der kommenden Woche mit Sophie an dem 1,5m langen Strick in der Halle die Führübung und die Longierübung durchführen. Sophie soll lernen mehr auf den Menschen zu achten und sich an ihm zu orientieren. Auch soll sie feiner auf meine Körpersprache reagieren. Auf den Platz traue ich mich ohne Carolyn noch nicht. Die Übungen werden also in der Halle stattfinden.

Wieder einmal ist eine interessante Trainingseinheit mit Carolyn zu Ende gegangen. Es bleibt wirklich spannend, wie Sophie und ich uns gemeinsam entwickeln werden.

Hausaufgabe und unsere Zeit zwischen den Terminen

Nun hatte ich bis zu meinem nächsten Termin mit Carolyn 2 Wochen Zeit zu üben.
In der ersten Woche habe ich Führen und Longieren am kurzen Strick in der Halle geübt, bin auf ihr geritten und habe viel mit ihr gesprochen.
In der zweiten Woche habe ich es mir dann tatsächlich zugetraut mit Sophie auf den Reitplatz zu gehen und sie dort zu longieren. Hierbei habe ich mich mit ihr Schritt für Schritt bis fast hinten in die „Gespensterecke“ vorgetastet. Immer wieder sollte sie stehen bleiben und sich entspannen.
Alles war wirklich prima und Sophie war brav. Als dann jedoch jemand am Platz vorbeiritt und mit seinem Pferd hinter dem noch immer vorhandenen, provisorischen Strohlager verschwand, reagierte Sophie promt. Sie stellte ihre Schweifrübe auf, tänzelte um mich herum und stieg – all das am kurzen Strick. Also eigentlich genau mein Horrorszenarium.

Ich mache Fortschritte

Gegen meine Erwartungen bin ich ziemlich ruhig geblieben. Dank der vorherigen Übung konnte ich es gut aushalten, dass Sophie am kurzen Strick um mich herum geschossen ist. Auch das Steigen habe ich gut ausgehalten. Natürlich hatte ich noch immer Angst, jedoch war meine Angst deutlich geringer. Wie zuvor gewohnt war mein Arm danach nicht angespannt und tat auch nicht weh. Sophie hat sich dann als das Pferd um das „gefährliche Strohlager“ herum Richtung Gelände verschwunden war auch direkt beruhigt, geschnaubt und wir konnten dann wieder ganz normal mit der Übung weiter machen. Ich bin dann nochmal mit ihr Richtung „Gespensterecke“ gegangen und habe die Übung dann mit einem sehr guten Gefühl und ohne jegliche Anspannung beendet.

Erste große Erfolge

Voller Tatendrang bin ich dann also mit Sophie nur wenige Tage später wieder auf den Reitplatz gegangen um die selbe Übung zu wiederholen. An diesem Tag gesellte sich die Leitstute von unserer Weide mit Ihrer Besitzerin dazu- beide sind sehr ruhig und entspannt. So habe ich auch nicht damit gerechnet, was im Endeffekt geschah.
Die Besitzerin hat ihr Pferd so um das Strohlager geführt, dass Sophie es nicht mehr sehen konnte. Ich habe das garnicht so bewusst wahrgenommen, merkte jedoch an Sophies Redaktion das etwas nicht stimmt. Sophie schoss plötzlich los, blieb stehen, stieg und zog heftig am Strick. Ich versuchte sie dann um mich herum laufen zu lassen. Dabei verspürte ich enorme Angst, wurde jedoch nicht handlungsunfähig. Sie schoss dann um mich herum und fing wieder an zu steigen. Das ganze fand erst ein Ende, als die Stute hinter dem Strohlager wieder zu sehen war. Direkt entspannte sich Sophie und alles war wieder gut.
Als sich die Anspannung löste flossen bei mir die Tränen, ich ließ sie noch kurz um mich herum laufen und brachte sie dann frustriert auf die Weide.
Als ich die Situation im Nachhinein Revue passieren ließ fiel mir zwar auf, dass die Situation mich überforderte und ich Angst hatte, aber mein Arm nicht vor lauter Anspannung weh tat. Auch war ich nicht handlungsunfähig. Im Endeffekt habe ich also an dieser Situation meine Fortschritte gesehen. Das Training auf dem Platz habe ich jedoch bis zum nächsten Treffen mit Carolyn aufgeschoben.

Fünfter Therapietermin

Nun war also das nächste Training mit Carolyn angesetzt. Ich informierte sie bereits im Vorhinein über die Geschehnisse. So wusste sie genau wo wir stehen und konnte planen was wir bei diesem Training machen würden.
Zunächst gingen Carolyn und ich mit Sophie in die Halle. Dort sollte ich Sophie am kurzen Strick führen, stehen bleiben, rückwärts richten und auch über ein Hindernis führen.
Sophie war super lieb und machte alles artig mit.
Nun wollten wir also auf den Reitplatz gehen. Eine liebe Stallfreundin erklärte sich bereit mit Ihrem ruhigen Pferdchen mitzukommen und hinter dem Strohlager her zu reiten. Zunächst blieb sie in Sichtweite und ich sollte Sophie am kurzen Strick Richtung „Gespensterecke“ longieren. Je näher ich der Ecke kam, desto ängstlicher wurde ich. Als ich dann oben in der Ecke ankam sollte Sophie ruhig stehen bleiben und ich sollte sie kraulen. Erst ging ich beim Kraulen am Hals sehr auf Abstand, nach Carolyns Aufforderung traute ich mich näher an Sophie heran. Weil ich in der Situation wieder Angst hatte machte Carolyn mit mir wieder die EMDR- Methode. Sophie blieb währenddessen brav neben uns in der „Gespensterecke“ stehen. Nun sollte ich Sophie wieder runter führen und sie im unteren viertel longieren, während meine Stallfreundin mit ihrem Pferd um das Strohlager herum ritt. Sie verschwand hinter dem Strohlager und tauchte wieder auf. Also genau die selbe Situation, die ich wenige Tage zuvor noch so unschön erlebt hatte. Ich hatte tierische Angst und war furchtbar angespannt, Sophie hingegen machte – NICHTS, rein garnichts. So kam die Stallfreundin mit ihrem Pferd wieder hinter dem Stroh hervor und verschwand wieder, Sophie blieb super lieb und cool. Ich war mehr als irritiert und wirklich erleichtert. Hiermit beendeten wir das Training auf dem Reitplatz.

Ich lerne im Roundpen die richtige Körpersprache

Carolyn und ich gingen dann noch mit Sophie ins Roundpen.
Hier zeigte Carolyn mir, wie ich mit Sophie kommunizieren soll. Dies tat ich mit ihrer Anleitung. Schließlich wand Carolyn noch einmal bei mir die EMDR- Methode an und wir brachten Sophie wieder auf die Weide.

Danach setzten Carolyn und ich uns noch einmal zusammen und wir formulierten unsere in der ersten Sitzung niedergeschriebenen EFT-Sätze aufgrund der geänderten Wahrnehmungen neu. Anhand dieser werde ich nun weiterhin täglich 3x die EFT- Methode anwenden.

Fazit fünfter Therapietermin:

Die Zusammenarbeit bleibt weiterhin spannend, bei jedem Training lerne ich mehr über mein Pferd und mich. Ich freue mich weitere Fortschritte zu sehen.