
Habe ich eine Weihnachtsdepression?
Weihnachten – die schönste Zeit im Jahr ?!?
Sie laufen durch dunkle Strassen, vorbei an gestylten Schaufenstern, warm erleuchteten Restaurants, Cafes und Häusern, durch deren Fenster man Blicke auf geschmückte Zimmer und Weihnachtsbäume sehen kann…
Sie sehen in allen social media Kanälen ein scheinbar unendliches Feuerwerk an Weihnachtsidyll mit den immer gleichen ästhetischen Bildern in Dauerschleife: Plätzchenbackende Familien in tollen Häusern, lachende Paare mit Glühwein in der Hand auf idyllischem Weihnachtsmarkt, hübsch angezogene Kinder mit Geschenken, verschneite Landschaften….
Alle sind mega busy mit Vorbereitungen, Weihnachtsfeiern, Events, Einladungen, Planungen, Vorbereitungen….
Besinnlichkeit, Gemütlichkeit, hervorragendes Essen, Wärme, Gemeinschaft, Feiern, tolle Atmosphäre, Glück über Glück – was für eine besonders tolle Zeit im Jahr…
ODER?
Für Sie gerade nicht? Sie fühlen sich
- einsam und alleine
- gestresst und überlastet
- müde und erschöpft
- gereizt
- traurig
- unkonzentriert
- abgekoppelt von den Menschen um Sie herum?
Dann sind Sie nicht alleine. Ganz im Gegenteil.
Nichts ist, wie es scheint
Es ist erstaunlich – oder therapeutisch- fachlich betrachtet eben einfach nicht – wie viele Menschen jedes Jahr während der Advents – und Weihnachtszeit in ein heftiges Tief gehen. Denn sehr Vieles ist nicht so wie es scheint. Keine andere Zeit im Jahr ist derart überfrachtet mit Inszenierungen, die dazu geeignet sind, sich falsch und alleine zu fühlen. Statt all der überall beschworenen Gemeinschaftsgefühle und Perfektion, statt Idylle und Friedlichkeit, lauern hinter den Fassaden heftige Gefühle von Einsamkeit, Minderwertigkeit, mühsam verdeckten Aggressionen, Ängsten und Überforderung.
Hinter all den Klischeebildern, dem vermeintlich Festlichen, stehen oft ganz andere Realitäten. Paare und Familien voller Probleme, über die niemand spricht, die unter den Teppich gekehrt werden, aber von da aus trotzdem extrem unangenehme Gefühle verbreiten und die viel beschworene besinnliche Atmosphäre zum leicht entzündbaren Sprengstoff werden lassen. Panikattacken, mühsam versteckte Essstörungen, Depressionen, Ängste, Erschöpfungszustände, zu viel Alkohol in den Gläsern, Valium in der Handtasche, bedrückende Alltagssorgen, Unzufriedenheit und Frust…
All das sitzt hinter den Fassaden mit am Tisch. Konflikte, die am Weihnachtstisch eskalieren, auf Pump gekaufte Geschenke, Menschen, die maximal versuchen, alles richtig zu machen und deswegen den gesamten Dezember unter Hochdruck stehen…
Erwartungen über Erwartungen….
So wird Weihnachten für viele Menschen zu einem 26-tägigen Dauerlauf über extrem dünnes Eis.
Fühlen Sie sich in der Weihnachtszeit abgekoppelt vom „Rest der Welt“?
Man kann in dieser Zeit, so wie zu jeder anderen Zeit des Jahres auch, wirklich einsam sein. Rd 60% der Deutschen fühlen sich mindestens zeitweise einsam. Man kann sich Weihnachten einsam fühlen, weil niemand da ist, der mit einem feiert. Einsam, weil man alleine lebt und das garnicht so will. Aber man kann auch mitten unter Menschen einsam sein und sich völlig abgekoppelt fühlen – in Gesellschaft bei Feiern, zwischen Geschwistern, Freunden, Kollegen, Familie. Einsam nicht, weil man nichts hat, sondern weil dieses ganze Spektakel emotional an einem vorbeizieht. Man sitzt da, hört Gespräche, lächelt, nimmt Geschenke entgegen, sagt „Danke“ und merkt gleichzeitig: man fühlt nicht davon. Man ist nicht ausserhalb der Gemeinschaft, aber ausserhalb der propagierten und inszenierten Version von Weihnachten.
Lassen Sie sich nicht hineinziehen in diesen Sog aus „Täuschen, Tricksen, Tarnen“
Machen Sie sich klar: Vieles an Weihnachten ist fake!
Das alles so nicht mitzumachen, sich bewusst und absichtlich dafür zu entscheiden, dieses Spiel nicht mitzuspielen, sich zu entziehen: das ist dann Selbstfürsorge. Was wäre, wenn Sie das leben würden, was all die vielen anderen, die im 26-Tage-Marathon schweißtriefend unterwegs sind, sich in Wahrheit wünschen? Was wäre, wenn es völlig ok wäre, Zeit nur mit sich alleine zu verbringen? Sich Ruhe, Muße und Entspannung zu gönnen?
Steigen Sie aus aus dem weihnachtlichen Hamsterrad. Ganz bewusst und planvoll mit Absicht und sehr bewusster Distanzierung von allem, was Weihnachten zu einer Fake-Welt macht. Vergleichen Sie sich nicht, messen Sie sich nicht und glauben Sie nicht, was all die vielen Bilder Sie glauben machen wollen.
Das, was sich depressiv anfühlt wie „ich gehöre nicht dazu“, wird dann zu „ich tue mir das nicht an“! Erfinden Sie Ihr eigenes Weihnachtsleben. Sorgen Sie für sich, tun Sie sich ganz alleine und in Ruhe etwas Gutes. Tun Sie anderen etwas Gutes, denen es schlecht geht (vom Tierheim bis zur Obdachlosenschlafstelle gibts da viele Möglichkeiten).
Denn darum geht es Weihnachten ja eigentlich!